Medea
nach Euripidesnach Euripides
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Medea ist wohl die unfassbarste Gestalt der Literaturgeschichte. Wie keine andere Frauenfigur zieht sie eine beispiellose Blutspur nach sich: Verrat am Vater, Mord am Bruder, Mord am König von Iolkos – und damit nicht genug. Als Schutzsuchende flieht sie mit ihrer Familie an den Königshof von Korinth. Die durch ihre Intellektualität, rhetorische Kraft und kämpferische Entschiedenheit ihrer Umgebung Überlegene wird dort als Fremde ausgestoßen und gedemütigt. Schließlich geht Medea bis zum Äußersten, um ihren Gegnern zu schaden und Rache zu nehmen: Sie tötet ihre eigenen Kinder und vernichtet das Herrscherhaus von Korinth. Der Komplexität und Ambivalenz der Figur Medea ist es geschuldet, dass sich ihr Handeln und ihre Motive einfachen Erklärungsmustern entziehen. Sie ist nicht Opfer oder Täterin, sondern vielleicht beides zugleich. Euripides, der jüngste und modernste der drei großen Tragödiendichter der griechischen Antike, hat seine Hauptfigur aus der mythologischen Distanz befreit und in Medea das verstörend Menschliche freigelegt.
Ausgehend von Euripides untersucht Karin Henkel, eine der renommiertesten Regisseur*innen des deutschsprachigen Raums und bereits sieben Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen, das Ungeheuerliche vorsätzlicher Fremd- und Selbstzerstörung. «Medea» ist Karin Henkels erste Regiearbeit am Residenztheater.
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