Olympiapark in the Dark
Bild in Klängen von Thom Luz nach einer Komposition von Charles IvesBild in Klängen von Thom Luz nach einer Komposition von Charles Ives
Keine Pause
Der Titel der ersten Arbeit von Hausregisseur Thom Luz für das Residenztheater basiert auf der fast gleichnamigen Komposition des amerikanischen Musikpioniers Charles Ives, «Central Park in the Dark» von 1906, in der ein Kammerorchester den nächtlichen Klang des New Yorker Stadtparks erzeugt. Die Konzertbesucher*innen hören die Stille des Abends, das Casino hinter dem Teich, Streit zwischen Passant*innen, Nachtvögel, eine vorbeiziehende Straßenkapelle und einen Schlager aus einer nahen Wohnung hinter den Bäumen – arrangiert für Streicher, Bläser und zwei verstimmte Klaviere.
Dieses Prinzip der vertikalen Komposition – also einer Kompositionstechnik, in der die Klänge wie gefaltete Hemden in einem Kleiderschrank übereinandergelegt statt nacheinander aufgehängt werden – wendet Luz nun für einen akustischen und virtuellen Spaziergang durch München zum Olympiapark an. Auf der Bühne präsentiert ein Team von Klangspezialist*innen die Münchner Fassung der Ives’schen Symphonie. Selten gehörte Musikfetzen aus verschiedenen Jahrhunderten, flanierende Schriftsteller*innen, streitende Maler*innen, einsame Komiker*innen, diverse Hymnen – und je näher man dem Park kommt und je dunkler es wird, umso mehr auch flüsternde Stadtgespenster und begrabene bayerische Hunde. Denn von Albert Einstein, an dessen Kindheitsadresse man ebenfalls vorbeikommt, weiß man: Nichts ist jemals wirklich vergangen, die Zeit faltet und dehnt sich, wie es ihr passt, und der Raum ist voller Löcher, durch die jederzeit alle möglichen und unmöglichen Welten beobachtet und belauscht werden können.
Für seine verspielten musiktheatralischen Erkundungen des Unsagbaren wurde Thom Luz vielfach ausgezeichnet, u. a. mit Einladungen zum Berliner Theatertreffen 2015, 2017 und 2019.