Elsa-Sophie Jach
Elsa-Sophie Jach, geboren 1991 in Vorwerk bei Bremen, studierte Regie an der Hamburger Theaterakademie und Szenisches Schreiben an der UdK Berlin, sowie Theaterwissenschaft an der FU Berlin. Sie ist Hausregisseurin am Residenztheater München und inszeniert regelmäßig u.a. am Theater Bremen und am Schauspiel Leipzig. Ihre Produktionen waren bei Festivals wie dem Radikal jung am Volkstheater München und den Autorentheatertagen am DT Berlin eingeladen. Sie arbeitet intensiv mit zeitgenössischen Autor*innen wie Enis Maci, Thomas Köck und Sivan Ben Yishai zusammen und kreiert selbst Recomposings von klassischen Texten unter feministischen Gesichtspunkten. Ihre Inszenierungen stellen zudem chorische Untersuchungen und experimentelle musikalische Setzungen ins Zentrum.
Elsa-Sophie Jach arbeitet an Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für «Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!)» (UA 2017, Schauspielhaus Wien, gemeinsam mit Thomas Köck) war sie als beste Regie für den Nestroypreis nominiert. Sie inszenierte u.a. «Sechs Koffer» von Maxim Biller (UA 2019, Thalia Theater Hamburg), «Nebraska» von Wolfram Höll (UA 2021, Theater Oberhausen), «WÜST» von Enis Maci (UA 2021, Theater Bremen), «Amphitryon» von Heinrich von Kleist (2022, Luzerner Theater), «Niederwald» von Wolfram Höll (UA 2023, Schauspiel Leipzig), sowie «Leonce und Lena und Lenz» von Georg Büchner (2024, Theater Münster) und «Antigone» von Anne Carson nach Sophokles (2024, Theater Bremen).
Seit der Spielzeit 2022/2023 ist Elsa-Sophie Jach Hausregisseurin am Residenztheater, wo sie schon 2021 «Herz aus Glas» und «Die Unerhörten – Technoide Liebesbriefe für antike Heldinnen» inszenierte. Mit letzterer Arbeit wurde sie zum Brandhaarden Festival 2023 ans International Theatre Amsterdam eingeladen. Es folgten die Produktionen «Werther», «Das Käthchen von Heilbronn» (auf der Shortlist des Theatertreffens 2023), «Archiv der Tränen», «Die Fliegen» und «Die Kopenhagen-Trilogie».
In der Spielzeit 2024/2025 inszeniert sie am Residenztheater «Eine Zierde für den Verein» nach dem gleichnamigen Roman von Marieluise Fleißer und «Romeo und Julia» von William Shakespeare.
Stücke
Die «Freiheit zu handeln» bildet den Kern von Jean-Paul Sartres philosophischem Denken. Was diese Freiheit für den Einzelnen bedeutet, zeigt er exemplarisch in «Die Fliegen» – Sartres Überschreibung von Aischylos' zweiten Teil der «Orestie». Soll sich der aus dem Exil heimgekehrte Orest für den Mord an seinem Vater Agamemnon rächen? Und falls ja, welchen Preis ist er bereit, dafür zu zahlen?
Die FliegenIn seinem erfolgreichsten Stück verbindet Heinrich von Kleist die Romantik des Märchens mit der Tragik des Schauspiels. Es gibt ein Femegericht, ein brennendes Schloss, einen Cherub, dazu Intrigen und einen Giftanschlag. Doch Kleists Käthchen geht zielstrebig ihren Weg und weicht dem Grafen Wetter vom Strahl nicht von der Seite, weil er ihr im Traum als die große Liebe offenbart wurde.
Das Käthchen von HeilbronnFür das Talent und die Träume der heranwachsenden Tove ist im Kopenhagener Arbeiterviertel Vesterbro der 1920er-Jahre kein Platz. Mit vierzehn Jahren muss sie die Schule verlassen und gegen ihren Willen als Hausmädchen, später als Bürogehilfin arbeiten. Dennoch gibt sie sich nicht geschlagen, publiziert anfänglich Gedichte und Erzählungen und sucht ihre Befreiung unbeirrt im eigenen Schreiben. Tove Ditlevsen erzählt in der «Kopenhagen-Trilogie» immer entlang der eigenen Biografie von der Flucht aus einem komplizierten Alltag in die Narration und webt dabei Realität und Fiktion raffiniert ineinander. Ihre gleichnamige Ich-Erzählerin berichtet ebenso humorvoll wie lakonisch von Privatem, das nichtsdestotrotz politisch ist.
Die Kopenhagen-TrilogieRomeo und Julia setzen die Sprache der Liebe gegen den Krieg ihrer Verwandten, die Sprache des Dolchs. Schaffen sie es, ein Beispiel zu setzen gegen die unversöhnliche Feindschaft, die in Verona herrscht? Die Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach inszeniert die berühmteste Liebesgeschichte der Welt und den Tanz auf dem Vulkan, der ihre Hauptfiguren mitreißt, mit viel Musik und heißen Herzen neu.
Romeo und JuliaDie Regisseurin Elsa-Sophie Jach erweckt die unerhörte Liebeslyrik von Sappho - ≪Europas erster Dichterin≫- zu neuem Leben. Sie spürt die vergessenen Reste der sapphischen Dichtung auf, verdichtet sie chorisch und deckt auf dem Weg durch den literarischen Kanon – gemeinsam mit der Münchner Techno-Liveband SLATEC – die systematische Auslöschung der weiblichen Stimme, ihr Verstummen und die Notwendigkeit ihrer Selbstermächtigung auf.
Die UnerhörtenElsa-Sophie Jach adaptiert Goethes flirrenden Briefroman über Werthers unerfüllte Liebe zu Lotte, der 1774 zur literarischen Sensation geriet, für die Bühne und erweitert ihn um die hochpoetische Dichtung seiner Zeitgenossin Karoline von Günderrode. Johannes Nussbaum brilliert in diesem Schauspielsolo mit Leichtigkeit und Augenzwinkern als glühend Liebender.
WertherGustl Gillich, Tabakwarenhändler und lokaler Schwimmstar, verliebt sich in Frieda Geier, Vertreterin für Mehl. Als er jedoch in der Liebe ein Geschäftsmodell und in Frieda eine Billigarbeitskraft entdeckt, wird er von ihr verlassen und findet Trost in Frauenhass und Männerbündelei. Elfriede Jelinek bezeichnete Fleißer, deren einzigen Roman Elsa-Sophie Jach für die Bühne bearbeitet, als die «größte Dramatikerin des 20. Jahrhunderts».
Eine Zierde für den Verein