RESI ZOOMT: FINSTERNIS
von Davide Enia
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere 20. Februar 2021
1 Stunde
Keine Pause
Altersempfehlung: ab 16 Jahren

Ausgezeichnet mit dem AZ-Stern des Jahres 2021.

Aus dem Italienischen von Susanne Van Volxem

Der italienische Schriftsteller Davide Enia wird von seinem deutschen Kollegen Albert Ostermaier zu einem Literaturfestival nach München eingeladen. Dieser schlägt ihm vor, einen Text über die Lage der Flüchtlinge in Süditalien mitzubringen – für den Sizilianer Enia Anlass, auf die Insel Lampedusa zu reisen, die er nur als Urlauber kennt. Spätestens im Oktober 2013 wurde diese durch ein Schiffsunglück mit Hunderten Toten zum erschreckenden Sinnbild des Unvermögens der Europäischen Union, das Sterben der Flüchtenden im Mittelmeer zu verhindern.

 

Davide Enia lädt seinen Vater, einen schweigsamen pensionierten Kardiologen, ein, ihn zu begleiten. Es ist die erste gemeinsame Reise der beiden. Sie erleben zusammen eine «Anlandung», ein Erlebnis, das sie tief bewegt. Für Davide Enia werden noch viele Aufenthalte auf Lampedusa folgen, denn ihn lässt die Insel und deren Bewohner nicht mehr los. Er hört den ehrenamtlichen und professionellen Helfer*innen, dem Rettungstaucher, der Ärztin und auch dem Friedhofswärter zu. Die Stimme seines geliebten Onkel Beppe, der, von einer schweren Krebserkrankung gezeichnet, im Sterben liegt, begleitet ihn in dieser Zeit stetig am Telefon.

 

«Bevor du in See stichst, lässt du deine Erinnerungen, deine Gedanken, alles, was dich schwächen könnte, an Land zurück.»

 

Enia verwebt die einschneidenden Erfahrungen auf Lampedusa und den drohenden Verlust des Onkels zu einer menschlichen und dichten Reflexion über die elementaren Themen des Menschseins.

 

Diese formulierte er zunächst in dem Romanbericht «Schiffbruch vor Lampedusa», den er später zu einem Bühnenmonolog umgearbeitete, mit dem er selbst erfolgreich auftritt. In der Deutschsprachigen Erstaufführung über zoom wird Robert Dölle zum Erzähler von Enias Geschichte.

 

Im Anschluss wird ein Publikumsgespräch angeboten. 

TAGEBUCH EINES GESCHLOSSENEN THEATERS #126

Zum Autor Davide Enia

Davide Enia ist Dramatiker, Schauspieler und Romanautor. Er wurde 1974 in Palermo geboren und studierte nach seinem Abitur Literaturwissenschaft. Sein Stück «Italien – Brasilien 3:2», in dem er selbst spielte und Regie führte, wurde 2002 im Stadio S.Siro-Giuseppe Meazza in Mailand uraufgeführt. 2003 erschien «maggio ’43» (dt. «Mai ’43»), das mit dem ersten Preis als bestes Stück beim «Moldavian International Teatrul Unui Actor» ausgezeichnet wurde. Für das Stück, «Scanna», erhielt er 2003 den «Tondelli-Preis» für Dramatik beim Riccione-Wettbewerb für Theater und wurde 2004 in Eigenregie bei der Biennale in Venedig uraufgeführt. Für das italienische Fernsehen schrieb, inszenierte und spielte er «L’asso dell’aviazione» (dt. «Das As der Luftfahrt»). Es wurde am 10.9.2004 erstausgestrahlt und handelt von den Ereignissen, die sich im April 1943 in Palermo zugetragen haben.
Für seine Arbeit als Autor und Darsteller wurde Enia mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2005 mit dem «Hystrio-Dramatikerpreis» und ebenfalls 2005 mit dem «Olimpico-ETI-Preis» als bester italienischer Nachwuchsautor.
Sein erster Roman «So auf Erden» erschien 2012, war unter den Finalist*innen für den «Premio Strega-Preis » und wurde in achtzehn Sprachen übersetzt. 2013 war er in der Autorenresidenz der Niederländischen Stiftung für Literatur in Amsterdam und 2015 in der Autorenresidenz des Passa Porta in Brüssel. 2017 inszenierte er am Teatro Massimo in Palermo «L'oca del Cairo», eine unvollendete Oper von Mozart. Im Mai 2017 veröffentlichte er seinen zweiten Roman, «Appunti per un naufragio» (dt. «Schiffbruch vor Lampedusa»). Mit der Bühnenfassung «L'abisso» (dt. «Finsternis») des Romans war Enia auf Tournee durch Italien. Mit dem Monolog gewann er den «UBU-Preis» 2019 für den besten Text, den «Maschere del Teatro-Preis» 2019 als bester Monolog-Darsteller und den «Hystrio-Twister-Preis».

Digitaler Büchertisch

In Zusammenarbeit mit Bücher Lentner

Literaturempfehlungen aus der Dramatugie


«Der Junge vom Strand»
Die Geschichte einer Familie auf der Flucht
von Tima Kurdi
(Kartoniert. Übersetzung: Lilian-Astrid Geese. Assoziation A, 2020)


«Schiffbruch vor Lampedusa»
von Davide Enia
(Gebunden. Übersetzung: Susanne Van Volxem und Olaf Matthias Roth. Wallstein, 2019)

Künstlerische Leitung

Inszenierung Nora Schlocker
Bühne und Kostüme Rosanna König,  Jonas Vogt
Licht Georgij Belaga,  Max Lapper
Dramaturgie Almut Wagner
Videogestaltung und Kamera Marie-Lena Eissing
Kamera Vanessa Hafenbrädl

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