Blind Runner
von Amir Reza Koohestanivon Amir Reza Koohestani
Keine Pause
Gastspiel der Mehr Theatre Group, Paris
In persischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Das Schicksal von drei Langstreckenläufer*innen verwebt sich in der neuesten Produktion der renommierten iranischen Mehr Theatre Group. Eine Frau ist als politische Gefangene inhaftiert, einmal in der Woche darf ihr Ehemann sie besuchen. Aber worüber spricht man, wenn jedes Wort abgehört wird und es nur wenig Neues zu berichten gibt? Die beiden haben zusammen Marathons bewältigt, doch nun droht ihrer Beziehung die Puste auszugehen. Nur zögerlich und auf Drängen seiner Frau nimmt der Mann eine neue Aufgabe an, die selbst die kurzen Sprechzeiten verkürzt: Er wird Laufbegleiter einer blinden Läuferin und macht ihr mit der Teilnahme am Paris-Marathon einen Lebenstraum wahr. Aus der Intimität des Trainings entsteht eine enge Bindung mit der jungen Frau – und ein gefährlicher Plan, ein politisches Zeichen zu setzen.
Mit minimalistischen Bühnenbildmitteln entwirft Amir Reza Koohestani ein poetisches Beziehungsgeflecht, in dem der hypnotische Rhythmus des Laufs zum Bild für Unterstützung und Freiheit, aber auch für die Mühen der Ebene im Leben überhaupt wird.
«Blind Runner» erlebte im vergangenen Jahr beim kunstenfestivaldesarts in Brüssel seine Uraufführung und tourt seitdem europaweit. Am Residenztheater inszenierte Amir Reza Koohestani seine Adaption von «Pygmalion», die im März ihre Premiere erlebte und weiterhin im Repertoire zu sehen ist.
«Im Winter 2009, als die Grüne Bewegung im Iran abgeflaut war, nachdem die Antwort der Regierung auf die Demonstrant*innen Schüsse waren, begann ich zu laufen. Freiheit ist ein Zustand, genau wie das Laufen; man setzt sich ein imaginäres Ziel, zum Beispiel von Punkt A nach Punkt B zu kommen, aber das Ziel ist nicht, sich tatsächlich körperlich zu bewegen, sondern die Freiheit dazwischen zu erleben; so war es für mich. Ich lief, bis ich nicht mehr konnte. Ich lief, bis mir die Puste ausging, bis meine Beinmuskeln oder mein Herz Alarm schlugen; nicht einmal da hörte ich auf. Bist du noch am Leben? Du kannst es immer noch schaffen, noch hundert Schritte. Es ist nicht verwunderlich, dass ich meinem Körper auf diese Weise einen solchen Schaden zugefügt habe, eine Art Rache an mir selbst nach der Enttäuschung der Revolution.» - Amir Reza Koohestani
Koproduktion mit Kunstenfestivaldesarts, Brussels (BE), Berliner Festspiele (DE), Athens Epidaurus Festival (GR), Festival d’Automne à Paris (FR), Théâtre de la Bastille, Paris (FR), La rose des vents – scène nationale Lille Métropole – Villeneuve d’Ascq (FR), La Vignette, scène conventionnée Université Paul-Valéry Montpellier, Théâtre populaire romand – Centre neuchâtelois des arts vivants, La Chaux-de-Fonds (CH), Triennale Milano Teatro (IT), Festival delle Colline Torinesi / Fondazione TPE (IT), Noorderzon Festival of Performing Arts & Society (NL)
Mit Unterstützung des Institut français und des französischen Kulturministeriums – DRAC Île-de-France
WELT/BÜHNE - DAS FESTIVAL wird in Kooperation mit dem Goethe-Institut und mit Unterstützung des Fördervereins Freunde* des Residenztheaters durchgeführt. Die Gastspiele «Hullo, Bu-Bye, Koko, Come In» und «Blind Runner» wurden durch eine private Stiftung ermöglicht, die der Verein der Freunde* dafür gewinnen konnte.
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Inszenierung Amir Reza Koohestani
Bühne und Licht Éric Soyer
Kostüme Negar Nobakht Foghani
Video Yasi Moradi, Benjamin Krieg
Musik Phillip Hohenwarter, Matthias Peyker
Dramaturgie Samaneh Ahmadian
Regieassistenz Dariush Faezi
Produktion Pierre Reis
Mit Ainaz Azarhoush und Mohammad Reza Hosseinzadeh