May Ayim
May Ayim (mit bürgerlichem Namen Sylvia Brigitte Gertrud Opitz) wurde 1960 als Tochter einer weißen deutschen Mutter und eines ghanaischen Austauschstudenten in Hamburg geboren. Im Alter von 18 Monaten wurde sie von der weißen Familie Opitz adoptiert und wuchs in Münster auf. Nach dem Abitur begann sie zuerst ein Lehramtsstudium in Deutsch und Sozialkunde, wechselte dann zu Psychologie und Pädagogik. 1986 erhielt sie in Regensburg ihr Diplom und zog von dort nach West-Berlin, wo sie unter anderem die Schwarze US-amerikanische Wissenschaftlerin, Aktivistin und Poetin Audre Lorde kennenlernte. Durch deren Initiative entstand die Anthologie «Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte», in der May Ayim ihre Diplomarbeit veröffentlichte. 1987 begann sie eine Ausbildung zur Logopädin. Sie nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Konferenzen und Tagungen teil. 1992 legte sie ihren Adoptivnamen Opitz ab und nahm den Namen ihres Vaters Ayim an. Ihr erster Gedichtband «blues in schwarz weiss» erschien 1995. Im Jahr 1996 litt May Ayim unter großen körperlichen und psychischen Belastungen und verbrachte mehrere Aufenthalte in einer Psychiatrie, wo ihr zusätzlich die Diagnose Multiple Sklerose gestellt wurde. Bereits als Kind hatte sie intensive Selbstmordgedanken gehegt. Am 9. August 1996 entschied sich May Ayim, aus dem Leben zu gehen, und sprang in Berlin-Kreuzberg vom 14. Stockwerk eines Hochhauses. Im Jahr nach ihrem Tod erschien im Orlanda Frauenverlag in Berlin May Ayims zweiter Gedichtband «nachtgesang» (1997) sowie ein Sammelband mit dem Titel «grenzenlos und unverschämt» (1997), der ihre politischen und biografischen Essays, Interviews und Fotos beinhaltet. 2010 wurde das Berliner Gröbenufer in May-Ayim-Ufer umbenannt. In den Jahren 2021 und 2022 erschien eine Neuauflage ihres Gesamtwerks sowie ein neuer Gedenkband im Unrast Verlag, Münster.
Die Biografie basiert auf dem sehr viel ausführlicheren Porträt von Dr. Natasha A. Kelly im Digitalen Deutschen Frauenarchiv.