Die Fliegen
von Jean-Paul Sartre mit einem Prolog und Epilog von Thomas Köckvon Jean-Paul Sartre mit einem Prolog und Epilog von Thomas Köck
Keine Pause
Trailer
Bei dieser Inszenierung kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.
Nach fünfzehn Jahren im Exil kehrt Orest unerkannt in seine Heimatstadt Argos zurück – in jene Stadt also, in der sein Vater Agamemnon nach dem Sieg über Troja von dessen Frau Klytämnestra und ihrem Geliebten Ägisth ermordet wurde. Doch nicht der Wille nach Vergeltung ist das Motiv seiner spontanen Rückkehr, sondern das Gerücht einer rätselhaften Fliegenplage. Als seine Schwester Elektra ihn zum Bleiben überredet, begreift er allmählich, dass Klytämnestra und Ägisth das Volk nicht nur grausam unterdrücken, sondern ihm auch eine Mitschuld am Mord an Agamemnon aufgebürdet haben. Erst da reift in Orest der Entschluss, zu handeln.
Anders als noch in Aischylos’ berühmter «Orestie», in der ein Fluch das Schicksal der Beteiligten bestimmt, ist Orest bei Sartre nicht mehr Spielball und Werkzeug der Götter – er handelt aus freiem Willen. Der französische Philosoph, Dramatiker und Hauptvertreter des Existenzialismus Jean-Paul Sartre zeigt in seiner radikalen Deutung des antiken Mythos, wie Unterdrückung durch Widerstand und Freiheitswillen überwunden werden kann. Am Ende wird kein Schwurgericht oder Gott Orest freisprechen. Er nimmt die Schuld auf sich und wird – so Sartre – «seinen Weg fortsetzen, ohne Rechtfertigung, ohne Entschuldigung, ohne Hilfe, allein».
Hausregisseurin Elsa-Sophie Jach bringt Sartres Tragödie in einer neu in Auftrag gegebenen Übersetzung im Cuvilliéstheater auf die Bühne.
«Einmal im Jahr herrscht in Argos der Ausnahmezustand. Eine Gesellschaft tanzt am Rand des Abgrunds ihrer Schuld. An diesem Tag kehrt Orest zurück in die Stadt, in der seine Schwester Elektra rebelliert: gegen die Mutter, den Mord am Vater, den bizarren Todesrausch, Geister-Purge. Die beiden finden und verlieren sich in ihren Fragen: Suchen die Toten die Lebenden heim? Ist diese nicht endende Feier der Reue lähmend oder gerecht? Wo endet Freiheit? Wie Drohnen schweben die Fliegen dabei über ihren Köpfen, über der Stadt Argos, scannen und bedrängen ihre Bewohner*innen – Sartres Fliegen.» Elsa-Sophie Jach
Sartres «Die Fliegen» bildet den Auftakt zu einer Neubefragung des mehr als zweitausend Jahre alten Mythos der «Orestie», die mit Ulrich Rasches Inszenierung von Aischylos’ «Agamemnon» und Robert Borgmanns musiktheatraler Installation «Athena» fortgesetzt wird.
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Literaturempfehlungen aus der Dramaturgie
«Bariona oder der Sohn des Donners. Die Fliegen»
von Jean-Paul Sartre
«Das Café der Existenzialisten»
von Sarah Bakewell
«Das Sein und das Nichts»
von Jean-Paul Sartre
«Sartre»
von Bernard-Henri Lévy
«Der Existenzialismus ist ein Humanismus»
von Jean-Paul Sartre